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Gegenseitige Erwartungen in der Partnerschaft - Kennst Du Seine und Deine?

Wenn sich unsere Unzufriedenheit in der Partnerschaft breit macht, so ist es ein Hinweis darauf, dass unsere Erwartungen, Bedürfnisse und Wünsche nicht erfüllt werden. Die meisten Beziehungskrisen entstehen dadurch, dass die Partner gegenseitig das Gefühl haben, nicht gehört und nicht verstanden zu werden. Doch das Problem ist meistens gar nicht der Partner selbst, sondern die Erwartungshaltung mit der wir in eine Beziehung reingehen. 

 

Wenn Erwartungen zu Enttäuschungen werden.

 

„Du siehst doch, dass ich Hilfe brauche!“ 

 

„Du kannst der Kleinen nicht diese dünne Jacke anziehen. Sie wird doch krank. Muss ich wirklich alles sagen?“

 

„Willst Du mich gar nicht verstehen?“

 

Bei uns Frauen laufen im Alltag viele Dinge automatisiert ab. Gleichzeitig erwarten wir unbewusst von unserem Partner, dass er am besten auch alles genau so sieht und macht wie wir es eben tun. In unserem Kopf macht alles Sinn und wir  haben meist eine genaue Vorstellung davon, wie etwas sein sollte. Doch unser Partner hat auch „seinen Kopf“ und „seine Vorstellung“. Vieles ist für uns so selbstverständlich, dass wir es nicht mal erwähnenswert finden, es auszusprechen. Und wenn wir es sagen, dann meistens als eine vorwurfsvolle Forderung. Doch unser Partner kann uns nicht alles von den Augen ablesen, wodurch aus einer unerfüllten Erwartung eine Enttäuschung entsteht. Wir sind traurig, gekränkt und manchmal wütend. Dass es sich negativ auf die Beziehung auswirkt, brauche ich nicht zu erwähnen, oder?


 

 

Heute habe ich drei Schritte für Euch, mit denen ihr Eure unbewussten Erwartungen an den Partner herausfinden und reflektieren könnt:

 

  • Verstehen hilft: was will ich überhaupt von meinem Partner? 

Gehe Folgende Lebensbereiche durch und schaue, in welchen Punkten Du dir eine Verbesserung wünschen würdest:

 

  • Haushalt
  • Karriere / Beruf / Selbstverwirklichung
  • Finanzen
  • Kinder: Erziehung und gemeinsame Zeit
  • Partnerschaft: emotionale & körperliche Nähe
  • Familie & Freunde 
  • Gesundheit & Aussehen
  • Freizeit / Hobby / Zeit für sich

 

  • Welche konkrete Veränderung wünschst Du Dir und wie könnte Dich Dein Partner dabei unterstützen? Was erwartest Du insgeheim von ihm?

 

Beispiel:

  1. Ich möchte, dass er Abends das Kind alleine bettfertig macht & schlafen legt, während ich die Küche aufräume.
  2. Ich möchte, dass er sich gesünder ernährt.
  3. Ich möchte, dass er Samstagmittag nicht auf der Couch schläft, sondern mit uns Spazieren geht.

Reflektieren hilft: Ist es eine realistische und unerlässliche Erwartungshaltung?

 

Ist das alles, was wir uns wünschen und insgeheim einfordern auch wirklich notwendig und unerlässlich, damit wir zufrieden sind? Manchmal verlangen wir Dinge, ohne dass sie einen tatsächlichen Mehrwert für uns und die Familie bringen. Im Gegenteil - manche von ihnen ergeben einen Grund für Streitereien. Daher: Prüfe, welche Erwartungen aus der Liste sind ein „Must have“ und welche ein „Nice to have“?  Frage Dich dabei:

„Ist es eine realistische Erwartung und muss sie unbedingt erfüllt werden, damit ich glücklich sein kann? Oder, ist es eine Wunschvorstellung, die mein Partner nicht erfüllt und auch nicht erfüllen muss, weil er an dieser Stelle er selbst ist? Kann Ich auch ohne die Erfüllung dieser Vorstellung eine glückliche Beziehung mit meinem Partner führen?" Streiche, das, was Dein Partner nicht unbedingt erfüllen muss!

 

  • Reden hilft: Weiß Dein Partner überhaupt, was Du von ihm willst?

 

Dein Partner kann Dich nur verstehen, wenn Du mit ihm sprichst. Manchmal ist es nun mal so, dass unsere Vorstellungen und Wünsche nicht verstanden werden. Und das ist absolut in Ordnung! Wir Menschen sind alle unterschiedlich. Es geht lediglich nur darum, dass wir unserem Gegenüber aufzeigen, was für uns wirklich wichtig und unerlässlich ist. Es geht nicht immer darum, verstanden zu werden, sondern respektiert und angenommen zu werden. 

 

Am besten formuliert man die „Erwartungen“ als Wünsche, damit diese besser ankommen:

 

  • Ich wünsche mir…
  • Ich würde mich freuen…
  • Es würde mir viel bedeuten, wenn….
  • Mir würde helfen….
  • Ich brauche Hilfe…

 

Ein „Erwartungs-Gespräch“ ist in jeder Beziehung sinnvoll, denn auch der Partner hat in aller Regel Wünsche und Vorstellungen. Als Familien Coach empfehle ich beiden Partnern die Liste der gegenseitigen Erwartungen zu erstellen und zu reflektieren. So sehen beide, was jeweils dem anderen wichtig ist und worauf die Priorität gelegt wird. Erwartungen können eine Beziehung verbessern und zwar dann, wenn sie ganz offen untereinander ausgetauscht werden. 

Bild: Serafima Rhein, privat